Wer die Impfung ablehnt, riskiert mehr als eine Infektion

Gurt und Airbag bieten auch keinen 100-prozentigen Schutz. Möchten Sie deshalb darauf verzichten? Als ich diese Frage kürzlich einem Impfskeptiker stellte, geriet die Person sichtlich ins Grübeln.

Dass wir angesichts des erneut hohen Infektionsgeschehens vermehrt Impfdurchbrüche beobachten müssen, darf uns ebenso wenig überraschen wie die Tatsache, dass kein Impfstoff 100-prozentigen Schutz bieten kann. Hieraus allerdings die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe grundsätzlich in Frage zu stellen, ist nicht nur falsch, sondern in der aktuellen Situation ein fatales Signal.

Die Impfungen sind für unser Immunsystem ein wahrer Trainingsprozess. Unser Körper wird durch die dargebotenen Virusmerkmale trainiert, auf den tatsächlichen Erreger schnell zu reagieren und ihn unschädlich zu machen. Gleichzeitig lernt er, sich zu erinnern: Eine einmal ausgelöste Immunantwort führt zur Bildung von „Gedächtniszellen“, die bei erneutem Erregerkontakt sofort aktiviert werden und die Immunantwort innerhalb weniger Stunden auslösen. Dadurch werden symptomatische bzw. schwere Krankheitsverläufe verhindert. Die Wirksamkeit dieses Erinnerungsvermögens ist abhängig vom Grundzustand des Immunsystems (und daher individuell unterschiedlich). Gleichzeitig nimmt die Zahl der „Gedächtniszellen“ mit der Zeit ab. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit von Nachimpfungen wie wir sie auch von anderen Impfstoffen wie z.B. der Tetanus-Schutzimpfung her kennen. Hieran die Unwirksamkeit der Corona-Impfstoffe festmachen zu wollen, entbehrt jeglicher naturwissenschaftlicher Grundlage. Ganz im Gegenteil: Die derzeit verfügbaren Corona-Impfstoffe weisen im Vergleich zu „klassischen“ Vakzinen (wie z.B. den Impfstoffen gegen die jährliche Influenza) eine überaus hohe Wirksamkeit auf.

Wer die Impfung ablehnt, riskiert weit mehr als eine Infektion. Jede Infektionswelle führt zu massiven gesellschaftlichen Kollateralschäden. Geschäftseinbrüche bei kleinen und mittleren Unternehmen gefährden das Rückgrat unserer Wirtschaft. In der Gastronomie und Hotellerie sowie der  Kunst- und Kreativwirtschaft haben die Auswirkungen der Corona-Krise mittlerweile in vielen Fällen ein existenzbedrohendes Ausmaß erreicht. Die Wirkung der vorangegangenen Corona-Wellen, die mit der Schließung von Schulen und Jugendzentren verbunden waren, auf unsere Kinder und Jugendlichen wird uns noch weit über die Pandemie hinaus beschäftigen.

Das führt mich wieder zurück auf mein kürzliches Gespräch mit einem impfskeptischen Mitbürger. Um ihn nicht allein mit seinem Grübeln zurückzulassen, richtete ich an ihn folgende Botschaft, die ich mit Blick auf die bevorstehende Weihnachtszeit an Sie weitergeben möchte: „Schenken Sie Freude. Zeigen Sie Solidarität. Lassen Sie sich impfen.“